Sziget Nachbericht

Auch dieses Jahr muss man nach sieben Tagen Sziget feststellen: eine Woche reicht einfach nicht. Nicht für diesen einzigartigen Kosmos aus über 60 Bühnen und Hunderten von Programmpunkten, die auch abseits von Musik so viel bieten, dass das Festival auf der Budapester Donauinsel Óbudai auch ganz locker ohne diese auskommen würde – und zwar ohne…

So entspannt man entweder am inseleigenen Strand, besucht die Art-Zone mit ihren zahlreichen Kreativ-Workshops, informiert sich im Museum Quarter oder an einem der vielen NGO-Stände oder tobt sich in der Sport-Zone mit Fußball, Volleyball und Co. aus. Ebenso könnte man eine Zirkus- oder Comedy-Performance besuchen, Schach spielen, Dokumentarfilme schauen, das Luminarium erkunden, heiraten, dem Retro-Jahrmarkt einen Besuch abstatten oder an einer Talkrunde zu aktuellen gesellschaftlichen Themen teilnehmen. Themenschwerpunkt in diesem Jahr: Flüchtlinge und Migration.

Wer mal etwas Abstand vom Festivalleben braucht, kann außerdem in 20 Minuten per Schiff oder Bahn das Zentrum der wunderschönen ungarischen Hauptstadt Budapest erreichen, die weitere Attraktionen bietet. Vor allem aber begeistert die “Island of Freedom” seine knapp 500.000 “Szitizens” (was übrigens einen neuen Rekord bedeutet) natürlich regelmäßig mit einem gewaltigen musikalischen Line-up, das keine Genre-Wünsche offen lässt. Dieses Jahr lockten Headliner wie Rihanna, Muse, Manu Chao, David Guetta und die Chemical Brothers, von denen alle bis auf eine ihrem Status gerecht wurden und die Mainstage-Besucher zum Ausflippen zwangen. Queen Riri kam für ihre Gage von einer Million Dollar leider nicht nur mehr als eine halbe Stunde zu spät, sondern verschwand auch während der dadurch deutlich kürzeren und von Playback gekennzeichneten Show öfter mal, ohne allerdings zumindest das Outfit gewechselt zu haben. Das enttäuschte einige der Fans, die zum Teil nur wegen der Pop-Diva angereist waren.

Dafür glänzten die anderen Acts umso mehr, so dass zum Beispiel die Newcomer Parov Stelar, genau wie der halbnackte Tinie Tempah den Bereich vor der Mainstage in eine einzige große Party verwandelten, während Bands wie Sum 41 und Bring Me The Horizon etwas härtere Töne anschlugen, aber nicht minder abgefeiert wurden. Deutsche Besucher hatten ihren Spaß mit K.I.Z., die mit dem ein oder anderen Seitenhieb gegen Max Herre belustigten und auf der zweitgrößten Bühne in einem gigantischen Zelt spielten. Dieses bot viele weitere Auftritte heimlicher Superstars und deshalb öfter mal zu wenig Platz. Unter anderem verzauberten Kodaline darin ihr Publikum mit einer unglaublichen Stimmung, die sogar einige der weiblichen Fans zu Tränen rührte und die irische Sängerin Roisin Murphy gehörte mit ihrer faszinierenden Show, in der verrückte Kostüme die Hauptrolle spielten, ebenfalls ganz klar zu den absoluten Highlights des Festivals.

Im nächsten Jahr wird das Sziget Festival 25 Jahre alt und möchte nach wie vor Besucher aus der ganzen Welt vereinen und Vielfalt groß schreiben. Man darf gespannt sein, wen die Macher sich zum Jubiläum auf die Insel der Freiheit holen werden. Gesichert sind auf jeden Fall sieben aufregend bunte Festivaltage auf einer liebevoll gestalteten Insel inmitten der Donau.

Bildergalerie: Impressionen vom Sziget 2016