Juicy Beats - Nachbericht & Ausblick

Trotz des durchwachsenen Wetters boten die nach Früchten benannten Bühnen beim Juicy Beats Festival in Dortmund auch in diesem Jahr wieder zahlreiche und vielfältige Highlights zwischen Live-Musik und DJ-Floors. Zudem werfen die Veranstalter:innen den Blick bereits auf das nächste Jahr.

Auch die unregelmäßigen, aber kräftigen Schauer und die matschigen Wiesen können am späten Samstagabend nicht verhindern, dass zwischen der Blaubeere-Stage und der Apfel-Hauptbühne jede Menge gut gelaunter Menschen umherspringen und -laufen. Die meisten von ihnen tragen Kopfhörer, die rot, blau oder grün leuchten. Auf drei Kanälen liefern sich Christian Vorbau, Jonas Speckenbach und Jan-Christian Zeller auf der Hauptbühne den "Silent Disco Clash". Dabei können die Kopfhörertragenden per Knopfdrück wählen, wessen Songs sie hören. Wer sich keinen Kopfhörer geliehen hat, kann anhand der mitsingenden Leute nur erahnen, welche Songs gerade laufen.

Während es parallel dazu etwa im Inneren der Bananen-Stage am Florianturm zu Trap und Afrobeats von Spicy ziemlich voll und hitzig wird, kann man hier draußen die Weite des Westfalenparks genießen – und ein Lautstärkeproblem mit Anwohner*innen gibt es dank der Kopfhörer auch nicht. An der Blaubeere liefert das Blockbuster Soundsystem sogar eine Live-Rap-Einlage über die Kopfhörer, lässt Seifenblasen (teils mit Trockennebel gefüllt) fliegen und heizt dem Publikum mit einem kleinen Flammenwerfer und einer Konfettikanone ein. Davon haben auch Kraftklub einige dabei.

Als die Band am Freitagabend um 21 Uhr den roten Vorhang der Hauptbühne öffnet, schießen zu "In meinem Kopf" unzählige Luftschlangen in die Luft und segeln auf die vielen tausend Menschen auf der prall gefüllten Festwiese herunter. Bereits 2011, noch vor der Veröffentlichung ihres Debütalbums "Mit K" hatten Kraftklub zum ersten Mal auf dem Juicy Beats gespielt, nachmittags auf einer kleinen Bühne, erzählt Frontmann Felix Kummer. Ihm wird "ganz melancholisch ums Herz" bei dem Gedanken, dass seine Band es von dort auf die Hauptbühne geschafft habe, wo sie in diesem Jahr zweifelsohne der Festival-Headliner des Wochenendes sind. Um das unter Beweis zu stellen, legt sich die fünfköpfige Band aus Chemnitz ordentlich ins Zeug und spielt etwa den Song "Kein Liebeslied" mitten im Publikum. Zu "Randale" werden auf der Bühne nicht nur einige schwarze, sondern auch eine Regenbogen- und eine Progress-Pride-Flagge geschwenkt. Neben ausgelassener Partystimmung beweisen Kraftklub nicht nur damit Haltung: Chemnitz und Dortmund hätten eine Gemeinsamkeit, sagt Kummer kurz zuvor, beide Städte hätten ein Nazi-Problem. Mit spontan folgenden "Nazis raus!"-Rufen zeige sich das Juicy Beats "stabil", so Kummer. Belohnt wird es final mit den drei Hits "Blaues Licht", "Ein Song reicht" und "Songs für Liam". Nach über zehn Jahren haben Kraftklub einige davon in ihren Reihen, allerdings nicht den einen großen Überhit, wie ihn Nina Chuba hat.

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Ohne ihren Nummer-Eins-Song "Wildberry Lillet" hätte die Mittzwanzigerin heute sicher nicht direkt vor Kraftklub und nach dem Nieselregen auf der Hauptbühne gespielt. Wie sehr der Song, der vor ziemlich genau einem Jahr erschien, ihr Leben verändert und was sie in dieser Zeit durch den Hype gelernt habe, berichtet sie, nachdem mindestens drei Viertel der Zuschauer*innen ihn in der (da noch) prallen Sonne mitgesungen haben. Dass der gesamte Park viele Stunden später aufgrund von drohenden Gewittern evakuiert werden muss, ahnt da noch niemand. Und es hält die Zuschauer*innen zum Glück nicht davon ab, das Festival-Wochenende, das wettertechnisch sicherlich besser hätte ausfallen könne, auch danach noch bis zum Ende zu genießen. Dazu bietet das Juicy Beats auch 2023 so vielfältige Möglichkeiten wie kaum ein anderes Festival. Denn neben der erstklassigen Live-Musik zwischen Indie- und Punkrock, HipHop und Pop auf insgesamt sieben Bühnen sorgen die im gesamten Westfalenpark verteilten Dance-Floors für buntes Treiben und Tanzen. In Zusammenarbeit mit angesagten Clubs und Party-Kollektiven aus Dortmund und Umgebung kann man hier die Nacht zu HipHop, House, Techno, Reggae, Pop, Indierock oder Afro durchtanzen – oder eben mit Kopfhörern auf den Ohren. Mit dem Ende der diesjährigen Ausgabe blicken die Veranstalter:innen auch bereits auf das kommende Jahr. 2024 findet das Juicy Beats am 26. und 27. Juli im Dortmunder Westfalenpark statt. Tickets gibt es in der ersten Phase für 99 Euro im Festivalshop.
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Foto: Juicy Beats Festival/Facebook

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