Jera On Air - Veranstalter Thijs Vogels über seine Jera-Highlights

Das Jera On Air ist eines der geschmacksichersten Festivals in Europa, wenn es um Punk, Hardcore und Metalcore geht. Hinter dem niederländischen Open Air steht ein engagiertes Team, bei dem der DIY-Gedanke und die pure Leidenschaft im Vordergrund stehen. Bevor es am letzten Juniwochenende endlich los geht, erzählt uns Mitveranstalter Thijs Vogels, was die Faszination des Festivals ausmacht.

Festivalplaner: Hey Thijs! Erzähl uns doch erst kurz, seit wann du Teil des Jera-On Air-Teams bist.

Thijs Vogel: "Das Jera On Air ist 1992 gestartet, da war ich sechs Jahre alt. Doch ich habe damals schon am Festival teilgenommen, weil meine Mutter dabei involviert war. Ich selbst habe ich 2007 angefangen, bei der Organisation zu helfen."

Das Jera On Air ist im Laufe der Zeit sehr gewachsen – die Warm-up-Show am Donnerstag allein ist heutzutage so groß, wie das ganze Festival in den frühen 2000ern war. Als du 2007 angefangen hast, hättest du dir jemals vorstellen können, dass es sich so entwickelt?

"Als ich angefangen habe, fand das Festival an nur einem Tag statt und es gab nur eine Bühne. Wir hätten nie geglaubt, dass das Jera On Air so groß wird, wie es heute ist. Aber wir besuchen auch jedes Jahr das Groezrock und wir hatten abgemacht, dass wir uns daran ein Beispiel nehmen wollen. Es war damals natürlich Wunschdenken, aber mit einem motivierten DIY-Team und der Unterstützung des Dorfs Ysselsteyn ist es uns gelungen, Schritt für Schritt zu wachsen und den heutigen Stand zu erreichen."

Thijs Vogels Jera On Air
Thijs Vogels (rechts) mit NOFX-Frontmann Fat Mike

Welche Veränderungen brachte die Entwicklung zu einer solchen Größe mit sich?

"Im Allgemeinen hat sich alles verändert. Du musst die vorangegangene Ausgabe immer auswerten und anschließend diskutieren, welche Dinge verbessert werden müssen, um weiter zu wachsen und professioneller zu werden. Hier sind ein paar Beispiele, die ich weiter ausführen möchte:

Zeitmanagement: Das Jera On Air lebt von seinen freiwilligen Helfern. Wenn das Festival wächst, wächst auch die Arbeit dahinter. Mit einem Vollzeitjob oder einem Studium wird es natürlich immer schwieriger, dafür Zeit zu finden.

Festivalgelände: 2011 mussten wir auf ein neues Festivalgelände umziehen, weil das alte zu klein geworden ist. Wir waren immer in der Nähe unseres örtlichen Jugendzentrums, was viele Vorteile hatte, aber mit dem Erfolg des Festivals gab es keine andere Möglichkeit, als uns weiter vom Dorf zu entfernen.

Größere Bands mit mehr Anforderungen: Je bekannter die Bands sind, desto höheren Anforderungen müssen wir gerecht werden. Das erleben wir jedes Jahr aufs Neue. Wir mussten einmal sicherstellen, dass den ganzen Tag über ein Hundewelpe zur Verfügung stand, um mit einem unserer Headliner kuscheln zu können. Wir hätten auch nie gedacht, dass wir einen Privatjet buchen würden, um eine Band hierher zu holen.

Schritt für Schritt: Ich muss den Punkt hinzufügen, da wir halt Schritt für Schritt wachsen - alle Veränderungen, die bisher eingetreten sind, waren zu bewältigen."

Erzähl uns vom Geist des Festivals – was ist der wichtigste Aspekt am Jera On Air, was macht es besonders?

"Wie schon gesagt, wir sind komplette DIY organisiert. Wir sind eine Gruppe von Freunden von etwa 25 Leuten im Alter von 18 bis 36 Jahren, die das ganze Jahr über als Freiwillige arbeiten, um das Festival aufzubauen. Während des Festivals haben wir etwa 250 freiwillige Helfer pro Tag, hauptsächlich aus dem selben Dorf. All diesen Menschen gefällt was sie tun und es herrscht eine starke Familienverbundenheit. Du siehst hier nur glückliche Gesichter und Menschen, denen es gefällt, bei allen Fragen zu helfen, die auftauchen. Die meisten Leute, die helfen, mögen die Musik nicht, aber lieben dafür die Atmosphäre. 2016 wurde unser gesamtes Festivalgelände einen Tag vor der Show von einem wahnsinnigen Hagelsturm zerstört. Die Hälfte unseres Dorfes tauchte am nächsten Morgen um 5 Uhr morgens mit Schaufeln und Maschinen auf, um uns zu helfen und das Feld für eine dreitägige Veranstaltung vorzubereiten. Dank all dieser Hilfe haben wir es geschafft, rechtzeitig fertig zu werden! Das Jera On Air ist von Menschen für Menschen – das ist, was uns meiner Meinung nach besonders macht. Wir sind nicht hier, um das große Geld zu machen, wir sind hier, um ein Festival für Leute zu organisieren, die Punk, Hardcore und Metalcore mögen – und das so gut wie möglich!

Auf welche Acts freust du dich dieses Jahr am meisten und warum?

"Da ich persönlich Ska und Punk sehr mag, sind es für mich definitiv The Interrupters. Ich habe sie schon einige Jahre gehört, aber als das Album 'Say It Loud' 2016 veröffentlicht wurde, bin ich großer Fan geworden. Ich bin wirklich froh, dass wir sie überzeugen konnten, auf dem Jera On Air 2019 zu spielen. Natürlich sind wir auch wirklich stolz darauf, dass es uns gelungen ist, sowohl Parkway Drive als auch Sum 41 zu unserem Festival zu bringen. Wir mussten wirklich hart arbeiten und es hat gedauert, bis das mit dem Booking alles geklappt hat, aber in ein paar Wochen wird das alles wirklich passieren, was einfach fantastisch ist! Weil wir als Freiwillige aber generell nur Bands buchen, die wir auch mögen, freue ich mich im Prinzip auf alle Bands, die dieses Jahr dabei sind."

Gibt es eine Band, die du bisher nicht gebucht hast, aber gerne beim Jera On Air spielen sehen möchtest?

"Sehr viele, aber hier ist eine Liste meiner persönlichen Favoriten, auf die ich hoffe: Rise Against, Rancid, Bad Religion, The Offspring, Blink-182, Streetlight Manifesto, Alexisonfire, The Story So Far."

Was ist der verrückteste Jera On Air-Moment, an den du dich erinnern kannst?

"Letztes Jahr ein Sinfonieorchester mit NOFX aufzubauen. Baz, unser Freund aus Frankreich, hat das Album 'The Decline' dafür umgeschrieben und es mit seiner Musikklasse vor einigen Jahren in einem Theater aufgeführt. Als wir NOFX für das vergangene Jahr gebucht hatten, kontaktierten wir ihn um zu sehen, ob wir etwas einfädeln können. Er war begeistert und hatte dann Kontakt mit Fat Mike. Als auch Fat Mike überzeugt war, haben wir mit der Planung begonnen. Wir hatten eine lokale Musikgruppe von 40 Leuten, die angefangen haben zu üben, aber wir hatten keine Streicher im Orchester. Baz entschied dann, diesen Part mit Leuten aus seiner Musikklasse zu besetzen und holte Musiker aus ganz Frankreich heran, um dem Orchester beizutreten. Wir mieteten einen Bus nach Frankreich, um die Leute abzuholen und sie ein paar Tage vor dem Festival in die Niederlande zu bringen, um das Stück zusammen mit unserer lokalen Musikgruppe zu üben. Am Tag des NOFX-Konzerts ging die Band in unsere örtliche Kneipe, um ein wenig zu üben, während die Techniker von NOFX darüber diskutierten, wir wir all diese Leute auf die Bühne bringen können und um das Set der Band aufzubauen. Am Ende der Nacht spielte ein 80-köpfiges Orchester eine einzigartige Show mit unserer Lieblingsband auf unserem Festival. Das war ziemlich verrückt, das kann ich euch sagen :-)."


Das Jera On Air findet vom 27. bis 29. Juni im niederländischen Ysselsteyn statt. Weitere Infos und Tickets bekommt ihr auf der Festivalwebseite.

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