Highfield Festival - Unser Nachbericht

30.000 Besucher:innen feierten vom 16.-18. August auf dem Highfield Festival in der Nähe von Leipzig. Die Hauptbühnen bieten Großes. Auf der Beach-Stage am See gibt’s intimere Konzerte: Circle Pits im Wasser inklusive.

Die Landstraßen zum Highfield Festival verunglimpfen AfD-Wahlplakate, erst an der Straße zum Störmthaler See wird es wieder bunter. Flaggen gegen rechts und für die Liebe schmücken den Zeltplatz, viele der Bauzaun-Banner zeigen deutlich Haltung. Bitter nötig vor den anstehenden Wahlen in Sachsen und Thüringen. In der angespannten Stimmung bietet das Highfield eine euphorische Realitätsflucht – ohne dabei die Realität aus den Augen zu verlieren. So finden sich auf dem Weg zum Infield überwiegend aktivistische Stände. Auch die Künstler:innen sind sich ihrer Verantwortung bewusst; viele Shows beinhalten politische Ansagen. Rufen dazu auf, sich klar gegen Rechts zu stellen, Bands wie Heisskalt wünschen sich noch mehr Zusammenhalt.

Verteilt auf drei Bühnen – eine davon am traumhaft schönen See mit Badespaß und Bananaboat – ermöglichen mehr als 40 Bands eine Mischung aus lauten Moshpits, wehmütigen Umarmungen und beseelter Euphorie. Die Donots halten im Sonnenuntergang die Zeit an und schaffen eine familiäre Atmosphäre. Für die wenigen ruhigeren Songs des Sets wird zusammengerückt, um in den lauteren noch näher zusammenzufinden. Mit großer Detailverliebtheit wird die Bühne anschließend in ein Büro umgewandelt und Alligatoah präsentiert eine sorgfältig konzipierte Show. „Der eine oder andere mag es bemerkt haben: Meine Musik ist härter geworden.“ Der eine oder die andere findet keinen Gefallen daran, der Großteil der Menge lässt sich dafür schnell begeistern von der neu gewonnenen Energie, mit der Alligatoah die Show und das Bühnenbild gleich mit abreißt. Peter Fox übernimmt – und schenkt dabei vor allem anderen eine Bühne. Eine stimmungsvolle Choreo der vielen Tänzer:innen zieht sich durch die Show, auch Fox stimmt immer wieder mit ein. Ihr Haus am Störmthaler See müssen sich die Zuschauer:innen selbst ersingen, die letzten Zeilen summt Peter Fox beim Verlassen der Bühne grinsend dann doch noch mit.

Donots Highfield

Mit einem von Herzen kommenden „Fick dich Highfield“ eröffnen Fjørt ihr Set. Der lückenhaft gefüllte Platz reagiert mit Jubel und lässt sich ordentlich zusammenschreien – und schreit selbst auch mit, versteht es dafür aber nicht so recht, passende Moshpits zu entfesseln. Stattdessen verlieren sich die Pits in den sphärischen Instrumentals. Die wohl größten Moshpits des Festivals finden sich bei Heisskalt, die nach sechs Jahren Pause immer noch auf text- und tanzsichere Fans zählen können. Auch die Comeback-Single „Wasser, Luft und Licht“ sitzt; mehr Kostproben für das kommende Album bleiben dem Publikum verwehrt.

Der Brand zweier Gondeln des Riesenrads unterbricht für knapp zwei Stunden das Festival am Samstagabend. Die Situation kann unter Kontrolle gebracht werden, die Gäste müssen trotzdem eine Stunde lang auf eine Ansage des Veranstalters warten. Im Anschluss widmen Rise Against „Hero Of War“ den Retter:innen. Die Gratwanderung zwischen Anteilnahme und energiereicher Show gelingt ihnen; Sänger Tim McIlrath zieht die Stimmung hoch und schafft es, auch ohne viele Worte einen engen Draht zum Publikum zu halten. Viel mehr Worte findet Chri Hoffmeier von den Rogers, der sich als spießigster Punkrocker outet und Tipps für seinen Schrebergarten sucht. Hoffmeier ist in Redelaune, lässt die Musik dabei aber nicht zu kurz kommen. Zu „Freunde lassen Freunde…“ zieht sich eine Polonaise durch die textsichere Menge, und schon im Mittagslicht besingen die Fans „Einen letzten Abend“ des Highfields. Dieser findet mit dem letzten DJ-Set am See seinen Ausklang, vorbei ist das Abtauchen in ein ereignisvolles Wochenende fernab der Realität. Grund zur Vorfreude gibt es allerdings schon: Noch vor Ende des Festivals wird mit K.I.Z. der Headliner für das kommende Jahr bekanntgegeben.

Text: Mihanta Fiedrich
Titelfoto: Tim Naeve; Donots: Christoph Eisenmenger

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