Festivalfragen an - Alligatoah
In unserer Kategorie "Festivalfragen an..." stellen wir verschiedenen Künstler:innen Fragen über ihre persönlichen Festivalerfahrungen. Dieses Mal Alligatoah über das Leben auf dem Mond und Lochgurken.
Alligatoah, wenn man deinen Social-Media-Profilen Glauben schenken darf, hast du die letzten Wochen auf dem Mond verbracht. Wie war das Leben da oben?
Das Leben auf dem Mond ist staubig. Diese Mondoberfläche besteht aus so einem komischen grauen Sand, der hochsteigt, wenn man darauf herumspringt. Das gibt im Taschentuch sehr dunkle Flecken.
Wie nach einem guten Festivalauftritt.
Es hat ein bisschen was von Festivals, aber mit ein paar mehr Kratern und weniger Alkoholleichen.
Welche Musik hört man auf dem Mond?
Aktuell höre ich vor allem meine eigene Musik, damit ich mich auf den Moment vorbereiten kann, wenn ich vom Mond herunterspringe und zu meinen Konzerten erscheine. Da gibt es für mich noch einiges zu üben, weil ich dummerweise so ein Crossover-/ Nu-Metal-Album gemacht habe, wo ich sehr viel rumgeschrien habe, bevor ich die Technik dazu gelernt habe. Deswegen muss ich jetzt lernen, das Growlen auch so hinzukriegen, dass es meine Stimme nicht schädigt und gut klingt. Aber ich habe zum Glück erstmal nur zwei Releasekonzerte im März und im Sommer ein paar Festivals, bis dahin ist noch ein bisschen Zeit, um zum Vocal-Coach zu gehen.
Auf welchen Festivalauftritt freust du dich in diesem Jahr am meisten?
Es freut mich besonders, dass ich Festivals dabeihabe, die ich vorher noch nie gespielt habe. Natürlich sind ein paar großartige Sachen dabei, wie das Deichbrand zum Beispiel, wo ich immer gerne zu Gast bin, weil es auch ein bisschen Heimatgefühl für mich ist. Besonders freue ich mich aber, dass ich diesen Festivalsommer mit dem Full Force eröffnen darf, was, ähnlich wie das Wacken, eine sehr klare Linie fährt, was die Bands angeht, die dort eingeladen werden. Da darf man es schon als Ritterschlag bezeichnen, dort spielen zu dürfen. Spätestens seit dem Wacken-Auftritt vor zwei Jahren wissen die Leute aber auch, dass ich nicht mal eben so ein Metalalbum mache, sondern sie checken, dass ich das im Blut habe und eine tiefe Verbundenheit mit dieser Szene habe. Das beruht im Übrigen auch auf Gegenseitigkeit: In meiner Fanbase waren immer erstaunlich viele Metal-Fans, die gesagt haben, dass sie eigentlich keinen Rap hören, aber sich mit Alligatoah gut anfreunden können. Deswegen ist es eh schon immer ein Match gewesen.
Was ist für dich das Beste an Festivals?
Erst mal die Möglichkeit, dass man Menschen erreicht, die einen scheiße finden. Das finde ich immer gut, denn auf den eigenen Konzerten stehen in der Regel nur Leute, die einen gut finden - sonst hätten sie kein Ticket gekauft. Auf Festivals hast du dagegen Laufpublikum, die gerade nur auf dem Weg zum Bierstand waren und sich dann deinen Auftritt angucken müssen. Den Leuten ins Gesicht zu schreien, ist mir immer eine ganz besondere Freude. Vielleicht gewinnt man den einen oder anderen sogar für sich - und den anderen versaut man wenigstens den Tag.
Auf welche Band freust du dich dieses Jahr am meisten?
Das Einzige, was mir einfällt, ist, dass auf dem Full Force auch The Butcher Sisters spielen, eine Band, die ich als Vorgruppe mit dabeihabe und sehr gut finde. Ansonsten müsste ich mal durchgucken, wer so spielt. Oder vielleicht lasse ich mich auch überraschen und mich von Bühne zu Bühne treiben und mir entweder den Tag versauen oder mich catchen.
Welche Newcomer:innen feierst du gerade?
Im Metalbereich gibt es ein paar interessante deutsche Sachen, die diesen Hybrid aus Rap und Rock mal wieder versuchen, wie zum Beispiel Bluthund oder Kora Winter. Abgesehen davon gibt es noch so ein paar Newcomer-Bands wie ok.danke.tschüss, oder die Punkband Fokus. Ich freue mich besonders darüber, dass es wieder mehr Bands gibt, einfach, dass die Leute wieder zu Instrumenten greifen. Ich habe mir so eine kleine Playlist eingerichtet auf Spotify, die öffentlich ist, wo ich immer meine Neuentdeckungen reinschmeiße.
Was ist das Schlimmste, was du jemals im Festival Catering gegessen hast?
Es gab einmal die Lochgurken. Das waren Gurkenscheiben, die scheinbar so viele Tage schon in der Sonne lagen, dass das Wasser in der Mitte rausgetrocknet war und sie alle in der Mitte ein Loch hatten. Ich habe die nicht gegessen, aber ab dann einen großen Bogen um das gesamte Cateringzelt gemacht, weil ich nicht so viel Lust auf eine Lebensmittelvergiftung hatte, falls mit den anderen Lebensmitteln da drin ähnlich verfahren wird.
Foto: Janis Wetzel