Boatless Booze Cruise IV - Booker Stefan Jonas über das Online-Punk-Festival

Nach drei erfolgreichen Ausgaben geht das Online-Festival Boatless Booze Cruise in die vierte Runde. Die Event-Reihe unterstützt mit dem Ticketerlös die Hamburger Konzert-Club-Szene, die aufgrund der Corona-Einschränkungen mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Booker Stefan Jonas erzählt uns, wie Punkrock und Prozente den Zusammenhalt in Zeiten wie diesen bei einem Streaming-Festival fördern.

Festivalplaner: Hi Stefan! Schön zu hören, dass ihr weitere Ausgaben des Streaming-Festivals Boatless Booze Cruise plant. Wie liefen denn die ersten? Wie viele Leute haben teilgenommen, wie war die Stimmung im Chat, was gab es da für Resonanz von Fan-Seite?

Stefan Jonas: "Die ersten drei Festivaltage liefen großartig, ich hab' eigentlich damit gerechnet, dass wir uns so mit 30 Leuten über den Tag verteilt die Shows ansehen und wir am Ende 500 Euro spenden könnten - aber in den Streams waren dann teilweise bis zu 400 Leute zeitgleich online und wir haben bis jetzt rund 8.500 Euro sammeln können. Damit vielleicht der eine Gang zu viel zum Supermarkt erspart bleibt, gibt's unsere Tickets auch im Bundle mit einem Sixpack, das wir dir per Post zuschicken, das wurde auch mega gut angenommen. Die Stimmung war ziemlich ausgelassen, alle haben ständig Fotos von sich biertrinkend auf dem Sofa hochgeladen, Leute verabreden sich zum Shots trinken. Kommt einem normalen Festival unten den momentanen Umständen schon sehr nahe."

Wie war das Feedback seitens der teilnehmenden Künstler? Für die ist das ja auch eine ungewohnte Situation, sowohl rein technisch als auch vom Setting her.

"Wir hatten allen Künstlern ein Manual erstellt, wie sie in der Facebook-Gruppe live gehen können, haben vorher mit vielen sogar Soundchecks gemacht. Am Ende sind trotzdem ein paar kleine Pannen passiert, wie bei richtigen Shows halt auch, haha. Die Künstler fanden es alle großartig, dabei zu sein und haben teilweise vor mehr Leuten gespielt als auf ihren regulären Shows. Ich will da gar nicht eine Band einzeln rausheben - genau wie wir selbst hängen ja viele Bands an den Läden in Hamburg und Bristol und helfen bei jedem unserer Online-Festivals bei der Ankündigung mit, egal, ob sie selbst gerade spielen. Wie sehr da alle an einem Strang ziehen, finde ich wahnsinnig beeindruckend."

Die Events finden ja zu Gunsten der Hamburger Live-Clubs statt, die aufgrund der Corona-Pandemie mit erheblichen finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Wie teilt ihr das Geld auf, welche Aktionen unterstützt ihr damit und was glaubt ihr können Fans gerade jetzt tun, um ihre Lieblingsclubs zu unterstützen?

"Es wurden ja gerade alle Festivals bis Ende August 2020 verboten. Das gilt sehr wahrscheinlich auch für unser Hauptfestival, das reguläre Booze Cruise. Noch gibt's da keine klare Aussage, wie die Stadt Hamburg genau 'Großveranstaltungen' definiert und wie genau kleinere Shows ablaufen sollen, bei denen dann ja trotzdem alle Besucher den Mindestabstand einhalten sollen. Vielen Bands wurden aber Shows auf großen Festivals abgesagt, ans Touren ist durch die ganzen Grenzschließungen auch nicht zu denken, viele unserer Bands dürfen nicht mal ihr Land verlassen, dazu kommt, dass viele Musiker, Besucher und auch Teile unserer Crew der Risikogruppe angehören. Ein Festival wie wir uns es vorgestellt haben und für das die Leute ein Ticket gekauft haben, wäre also auf keinsten Fall im Juni 2020 umsetzbar, daher verschieben wir das komplette Festival auf's zweite Juniwochenende 2021 und hoffen, dass der ganze Spuk bis dahin durch ist. Viele der Bands haben auch schon zugesagt, nächstes Jahr zu spielen. Zusätzlich haben wir schon ein paar Überraschungen gebucht. Einige der Clubs, die bei unserem Festival dabei sind, sind Vereine, an die können wir direkt spenden. Ansonsten sind alle Clubs und auch wir als Veranstalter im Clubkombinat Hamburg organisiert. Dorthin geht das restliche Geld und wird dann unter den Clubs, die bei unserem Festival dabei sind und die es am nötigsten brauchen, verteilt. Falls ihr auch helfen wollt, könnt ihr bei TixForGigs Tickets für's Boatless Booze Cruise kaufen, uns per Paypal eine Spende an paypal.me/boatlessboozecruise schicken oder euch direkt ans Clubkombinat wenden. Wir werden noch Soli-Shirts zusammen mit dem Gun Club und dem Hafenklang rausbringen. Die Einnahmen gehen dann auch direkt an die Läden. Sobald es legal und moralisch wieder vertretbar ist, Konzerte zu veranstalten, werden wir ein paar Soli-Shows, Ananaspartys und Bootstouren machen."

Da ihr jetzt schon ein wenig Erfahrung darin habt: Was für neue Möglichkeiten und Chancen seht ihr in Online-Events im Vergleich zu "offline"-Live-Konzerten? Ist das eine sich entwickelnde Form, die möglicherweise Zukunft hat? Wie plant ihr, sie noch weiterzuentwickeln?

"Wir werden die Boatless Booze Cruise auf jeden Fall so lange noch fortsetzen, bis wieder Konzerte in Clubs möglich sind. Am Samstag geht’s weiter, es spielen u.a. Tigers Jaw, Good Riddance, Bad Cop/Bad Cop, Überyou, Medication und viele weitere. Im Gegensatz zur Planung eines 'richtigen' Festivals kommen dir momentan keine Tourpläne der Bands in die Quere, jetzt sitzen eh gerade alle gelangweilt zu Hause und freuen sich über Abwechslung. Das macht das Booking gerade sehr einfach. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass wir ein–zwei Boatless Booze Cruises im Jahr machen, wo wir Geld für Clubs, Bands oder einen guten Zweck sammeln. Für so'n regnerischen Wintersamstag wär's doch eigentlich ein perfekter Zeitvertreib, oder?"


Die Boatless Booze Cruise IV findet am 2. Mai per Live-Stream in einer geschlossenen Facebook-Gruppe statt. Tickets findet ihr ab 6,25 Euro im Ticketshop. Dort findet ihr auch eine Anleitung zur Aufnahme in die Gruppe des Events. Den Timetable für Samstag könnt ihr hier einsehen.

Facebook Post: Das Boatless Booze Cruise IV kündigt sein Line-up an

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