Nachbericht - Oya Festival

Foto: Steffen Rikenberg
Den Ruf als grünstes Festival Europas bekommt man nicht geschenkt - und wenn dann die gebuchten Bands und das Drumherum noch stimmen, kommt man eigentlich nicht mehr um einen Besuch in der norwegischen Haupstadt herum. Wir waren für euch bei der diesjährigen Ausgabe des charmanten Oya Festivals.

Der Umzug von einer altbewährten Location, im Fall des Oya Festivals der zentral gelegene Middelalderparken in der norwegischen Hauptstadt Oslo, auf ein neues Gelände ist für Festivals nie einfach. Ein absolutes Positivbeispiel dafür, wie man es richtig macht, ist das norwegische Open-Air auch in seinem zweiten Jahr nach dem Umzug. Zwar liegt der Tøyenpark etwas weiter am nordöstlichen Stadtrand, die heimelige Atmosphäre ist dem Festival dafür geblieben. Wer auf Schlammschlachten keine Lust hat und auf ein gepflegtes Festivalerlebnis steht, wird hier fündig: Nirgendwo liegt Müll herum, das malerisch gelegene Gelände ist mit viel Liebe zum Detail dekoriert, und eine große Beacharea lädt zum Ausspannen ein.

Auch das Publikum gestaltet sich dementsprechend: zwar ebenso bunt gemischt wie auf den meisten Open Airs, bietet das Oya aber auch für Familien mit Kindern Anreiz für einen Wochenendbesuch - dem Mangel an Alkoholleichen aufgrund gewohnt hoher skandinavischer Bierpreise sei Dank. Damit sind auch die Bands, die häufig mit oberkörperfreien Bierkonsum in Verbindung gebracht werden auf dem Oya Mangelware. Beirren lassen sich einzelne Vertreter wie die Melodic-Death-Metal-Ikonen In Flames, Bad Religion, oder die Rock'n'Roll-Wirrköpfe Foxygen trotzdem nicht, obwohl das Publikum stets höflich und rücksichtsvoll agiert. Besonders viel Zuspruch finden skandinavische Bands wie der Singer/Songwriter Sondre Leche oder die Punk-Band Honningbarna, aber auch Sets von Florence + The Machine, Beck oder Nile Rodgers And Chic heizen die Festivalbesucher für den späten Abend auf. Denn da das Festival mitten in einem Wohngebiet stattfindet, geht die Show nachts in den zahlreichen Clubs der Stadt weiter - ohne Open-Air-Feeling, dafür mit intimen, verschwitzten Clubkonzerten von Bands wie Iceage.

Auch wenn es schwer zu glaube ist: Ein Festival ohne Exzess kann auch ganz schön sein. Vor allem, wenn Location, Rahmenprogramm und die durchdachte Organisation - sogar an den Dixiklos gibt es Spender für Desinfektionsmittel - dazu einladen, eher gepflegt als rücksichtslos wild zu feiern.

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