Barbie

Nachdem bereits zahlreiche Animationsfilme über die wohl bekannteste Spielzeugpuppe der Welt entstanden sind, war es nur eine Frage der Zeit, bis das Franchise-verliebte Hollywood sich einer Realverfilmung annimmt. Das hätte nach hinten losgehen können – wäre nicht Greta Gerwig für Regie und Drehbuch verpflichtet worden.

Denn mit Filmen wie Ladybird und Little Women hat die Regisseurin und Schauspielerin bereits mehrfach ihr Talent für eine perfekte Balance zwischen Anspruch und Mainstream bewiesen. In Barbie lebt die Titelheldin (Margot Robbie) ein scheinbar perfektes Leben in Barbieland – einer zuckersüß inszenierten, pinkfarbenen Plastik-Parallelwelt, in der alle wichtigen Ämter und Aufgaben von Frauen ausgefüllt werden, die ebenfalls alle auf den Namen "Barbie" hören. Morgens startet die Protagonistin in ihrer Designer-Villa in den Tag, trifft ihren einfältigen Verehrer Ken (Ryan Gosling) am Strand und feiert schließlich mit den anderen Barbies bis in die Nacht hinein. Nur um am nächsten Tag dieselbe Routine zu wiederholen. Doch dann beginnt die Fassade zu bröckeln, Barbie entwickelt plötzlich depressive Gedanken und auf ihren Oberschenkeln bildet sich Cellulite. Der Grund, erfährt sie, muss an dem Mädchen liegen, das in der realen Welt mit ihrem Puppen-Pendant spielt. In Begleitung von Ken begibt sich Barbie deshalb ins echte Kalifornien, um ihre Besitzerin aufzuspüren und die Veränderung umzukehren. Das stellt sich als schwieriger heraus als erwartet – nicht nur, weil Barbies Konfrontation mit der realen Welt Zweifel an ihrer Scheinwelt weckt, sondern auch weil der Barbie-Konzern Mattel ihr auf die Schliche kommt und Ken sich auf den ersten Blick in das Konzept des Patriarchats verliebt. Gerwigs Drehbuch ist es zu verdanken, dass Barbie hervorragend auf mehreren Ebenen funktioniert – als temporeiche Komödie mit hoher Gag-Dichte, als postmoderner Fundus an popkulturellen Referenzen, vor allem aber als feministischer Abgesang auf Schönheitsideale und strukturelle Misogynie. Das mag Kalkül sein – schließlich steht Mattel seit Jahren aufgrund des von den Barbie-Puppen vermittelten Frauenbilds in der Kritik. Dennoch wirkt der Film in seiner Botschaft nie aufgesetzt, auch wegen seiner grandiosen Besetzung. Neben dem herrlich selbstironisch agierenden platinblonden Ryan Gosling begeistert vor allem Hauptdarstellerin Margot Robbie mit ihrem Talent für sowohl überdrehte Situationskomik als auch subtile Emotionen. Mit seinen vielen Qualitäten hat Barbie so das Potential einen Kinosommer zu retten, der dank zahlreicher Flops bislang äußerst ernüchternd war.

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