Asteroid City

Der neue Wes Anderson ist mehr Wandgemälde als Film. Zusammen mit den bunten Farben werden auch die Emotionen der Figuren herausgewaschen.

Eine beliebte Bemerkung zur Filmkunst von Wes Anderson ist der zum Ausdruck gebrachte Wunsch, sich das jeweilige Werk noch einmal in Zeitlupe ansehen zu können. Einerseits, um all die liebevollen Ausstattungsdetails im Hintergrund würdigen zu können, andererseits, um noch einmal all die stoischen Sprüche zu hören, die Andersons skurrile Figuren so gerne vom Stapel lassen. Der überbordende visuelle Stil des Regisseurs ist inzwischen längst nicht nur Markenzeichen, sondern auch Klischee. Im Internet kursieren Fake-Trailer zu "Pulp Fiction", "Alien" und "The Matrix" in der einschlägigen pastellfarbenen und pedantisch aufgeräumten Wimmelbild-Optik. "Asteroid City" fühlt sich auch deshalb wie eine aufwendige Persiflage an, weil sein Tempo so stark gedrosselt ist, dass sich zwischen den Kulissen auch dramatisch kaum noch etwas bewegt. Der Film spielt in einem winzigen Nest in der Wüste, das einst um den Absturzort eines Asteroiden herum gegründet wurde und in dem jetzt pfadfindermäßige Treffen wissenschaftlich begabter Kinder veranstaltet werden. Mit von der Partie ist auch Kriegsfotograf Augie Steenbeck (Jason Schwartzman) mitsamt seinen Sprösslingen, der sich schon seit geraumer Zeit davor drückt, sie über den Tod ihrer Mutter zu informieren. Im Bungalow gegenüber residiert derweil Schauspielerin Midge Campbell (Scarlett Johansson), die ihrerseits auf der Flucht vor der Vergangenheit zu sein scheint. Der richtige Umgang mit Trauer und der Mut für einen Neubeginn im Zeichen der Liebe sind womöglich die zentralen Themen von "Asteroid City", doch im Vermitteln von Emotionen ist der Film ausgesprochen unkommunikativ. Stattdessen fährt er eine ganze Reihe spleeniger Figuren auf, die dann vor Ort von einem Alien-Besuch in bester Fünfziger-Ästhetik überrascht werden. Dazu erklingt kurz die Musik von Mars Attacks! und es glänzt überall das retrofuturistische Besteck. Für den visuell verspielten Regisseur ist das natürliche Zelluloid gewordene Katzenminze, für die Zuschauer hätten es auch eine Reihe großformatiger Kunstdrucke getan. Denn "Asteroid City" ist ein Film, der gesehen und nicht gespürt werden will, eine merkwürdig distanzierte Übung, die auch noch in eine unnötig verkopfte Rahmenhandlung eingebaut ist. "Meta" hätte man das vor 20 Jahren genannt, als das Wort noch eine Restbedeutung hatte. Heute blickt man auf die beeindruckende Liste der mitwirkenden Schauspieler:innen und ahnt bereits, dass "Asteroid City" ein Cameo-Stillleben ist.

Text: Markus Hockenbrink

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