The Hives

The Death Of Randy Fitzsimmons

Howlin’ Pelle Pan: Über ein Jahrzehnt nach “Lex Hives” purzeln die schwedischen Anzugträger wieder aus ihrer Zeitkapsel. Im Gepäck: ausschließlich Hits, die den Rotzrock von The Hives für 2023 salonfähig machen. Comeback gelungen, erwachsen werden kann warten. Nur neue Tanzschuhe werden eventuell fällig.

Wirklich weg waren The Hives nicht, bis auf eine Handvoll Singles sah es in Sachen neuer Musik seit 2012 aber mau aus. Glaubt man den Erzählungen der Band, liegt das daran, dass ihr Mentor Randy Fitzsimmons spurlos verschwunden ist. Eines Tages jedoch führt ein unauffälliger Nachruf in einer Lokalzeitung zum vermeintlichen Grab von ihm – die Suche danach wird im Video zur ersten Single "Bogus Operandi" dokumentiert – und damit zu den Demos, die nun das sechste Studioalbum der Hives bilden. So wunderbar schwurbelig die Hintergrundgeschichte zu "The Death Of Randy Fitzsimmons" auch ist, man kann sie getrost ignorieren, um einen Heidenspaß damit zu haben. Nur eines ist wichtig zu wissen: "Hier ist überhaupt nichts erwachsen oder so, denn wer zur Hölle will schon erwachsenen Rock'n'Roll?" Sehr guter Punkt, den Sänger Howlin' Pelle Almqvist da macht – und bereits besagte erste Single zeigt, wie ernst es ihm und seinen Kumpanen damit ist.

"My personality is rotten all the way/ Like I said, like I said, like I said, like I said", da ist er, der erste hartnäckige Ohrwurm, der sich nach dem breitbeinigen Intro nachhaltig festsetzt. Mit "Trapdoor Solution" folgen 64 Sekunden Punkrock und live garantiert blaue Flecken. Wenn man das hört, will man nicht glauben, dass das Album unter anderem in dem Studio entstanden ist, in dem ABBA ihre ersten Alben aufgenommen haben, und nicht etwa in einem schmuddeligen Keller. Dass Patrik Berger, der Produzent von Robyns "Dancing On My Own", dem vielleicht besten Pop-Song der 2010er, den scharfkantigen Sound zu verantworten hat, ist eine weitere ulkige Randnotiz. Mit dem experimentierfreudigen, aber sehr durchwachsenen "Black And White Album" hat "The Death Of Randy Fitzsimmons" dennoch wenig gemein. Wenn sich ein "Rigor Mortis Radio" mit Handclaps und unverschämter Coolness um den Verstand groovt, ist das schlicht Songwriting-Qualität Made in Sweden. "I got these people eating out of the palm of my hand/ I got them answering everyone single one command/ I know you want my time, here’s my line/ Yeah, I got your offer: decline decline", so ist das eben, wenn die Herrschaften ihrer Spielfreude freien Lauf lassen.

Ein neues "Veni Vidi Vicious" oder "Tyrannosaurus Hives" ist das Album allerdings nicht. Ein solches Vorhaben wäre vermutlich auch dazu verdammt gewesen, in die schwarz-weiße Hose zu gehen. Stattdessen nehmen The Hives die Zutaten, die sie groß gemacht haben, und berücksichtigen dabei, dass 20 Jahre eine sehr lange Zeit sind. Also darf ein "What Did I Ever Do To You?" an die "AM"–Arctic Monkeys erinnern und "Stick Up" zum Showdown bitten – beide garniert mit schwergängigen Bläsern. Ein amtlicher Freak-Out wie "The Bomb", für das Gitarrist Nicholaus Arson ordentlich Twang auffährt, gehört auch dazu. Das nennt man wohl Rückkehr nach Maß. Übrigens gut zu wissen: Bis auf die Demotapes und ein paar Devotionalien war Fitzsimmons' "Grab" leer – Fortsetzung folgt also?

Foto: Bisse Bengtsson Text: Stefan Reuter

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